Fahrradtour Neapel - Rom - Florenz - Bologna 2015

                              + München - Günzburg - Ulm - Göppingen


Hallo liebe Radlerfreunde, als ehemaliger "Lateiner" - lang ist´s her, wollte ich unbedingt mal zu den alten Römern fahren. Die diesjährige Tour dauerte vom 14. August bis zum 02. September 2015, inklusive einem kleinen deutschen Anhang. Die reine Fahrzeit betrug 15 Tage. Die Gesamtstrecke belief sich auf rund 1.000 km.

Wie schon im Vorjahr berichtet, siehe Salzburg-Grado-Ulm 2014, bin ich infolge Eigenumbaus inzwischen elektrifiziert und dieser hat weiterhin ordentlich funktioniert, nur gegen Ende der Tour ist eine Schweißstelle
am Gepäckträger gebrochen, die ich dann halt provisorisch geflickt habe

Wer Interesse an meinen anderen, ins Netz gestellten Touren hat, einfach zum Ende der Seite scrollen.

 

Vorbemerkungen und Vorbereitungen

Wie immer hatte ich mit Ausnahme der Unterkunft in Neapel keine Unterkünfte vorgebucht, da ich meine Reiseetappen zwar grob vorplane, letztlich aber immer die Freiheit genieße, an einem Tag so weit und so lange zu radeln wie ich lustig bin oder auch mal gar nicht. Das Wetter war dieses Jahr wie auch daheim sehr sonnig und heiß.
Mit Ausnahme eines schweren Gewitters bei Latina und des Wettersturzes mit Regen in Ulm,  war alles bestens, sodass ich das Wetter nicht mehr weiter erwähne.

Die Klammerangaben hinter den Ortsnamen sind Höhenmeter. Namentlich erwähne ich nur die guten Unterkünfte.

Ein Problem war zunächst die Anreise nach Neapel. Eigentlich kann man dorthin fliegen, uneigentlich aber nicht. Das Problem ist in meinem Fall der Akku. Ich will nicht wissen, wieviel Tonnen Akkus in einem heutigen Flugzeug verbaut sind. Jedenfalls transportieren die Fluggesellschaften keine Pedelecs bzw. deren Akkus. Theoretisch könnte man den Akku zwar heimlich als normales Paket vorausschicken und hoffen, dass es keiner merkt, aber das beinhaltet ein gewisses Restrisiko.
Die Lösung war in meinem Fall die gute alte Bahn. Es gibt kaum noch Schlafwagenzüge, aber doch tatsächlich einen City-Night-Express von München nach Rom, der durch-fährt und ein Fahrradabteil hat. Wenn man früher bucht, kommt man für rund 130,00 Euro nach Rom und bekommt am Morgen sogar noch ein kleines Kompaktfrühstück mit heißem Kaffee.
Das Restticket von Rom nach Neapel muss man dann vor Ort kaufen und dann auch bummeln, da die Italiener in Fernzügen keine Räder mitnehmen. Bei uns geht das immer-hin noch mit den IC´s.

Ein weiteres Problem ist die konkrete Tourenplanung. Es gibt in der Provinz Bozen, im wesentlichen also Südtirol, ein hervorragendes Fahrradwegenetz, in einem Fall sogar bis Verona (Etschradweg) bzw. bis Bassano del Grappa (Val Sugana Radweg). Insoweit verweise ich auf meine frühere Touren am Endes dieses Berichts. Südlich davon sieht es in dieser Hinsicht aber finster aus. Hin und wieder gibt es mal ein Radwegstückchen, aber von Netz kann man nicht sprechen.

Ich habe mir also zunächst mal von Marco Polo die Italienkarten für das Latium und die Toskana besorgt. Die Karten haben einen Maßstab von 1:200.000 und sind damit recht genau und brauchbar. Außerdem habe ich im Netz gestöbert. Ein erstes Navisystem für Smartphones für Fahrradfahrer hat nicht besonders funktioniert. Jedesmal, wenn ich mich einloggen wollte, hatte das System mein Passwort vergessen. Ich habe mich dann dort wieder abgemeldet. Sehr gute Erfahrungen habe ich dann mit Komoot gemacht. Man registriert sich dort und kauft für schlaffe € 30,00 das komplette Kartenpaket. Daheim am PC - ja, ja oder Tablet, bin halt´n Oldie  :-)..., gibt man dann für die zu planende Tour ein, ob sie für Mountainbike, Tourenrad oder Rennrad sein soll und plant dann auf der Landkarte munter drauflos. Ist man fertig, lädt man die Tour auf sein Smartphone, auf das man zuvor natürlich die entsprechende App geladen hat. Die Karte ist dann offline verfügbar und per GPS geht es dann los.

Ich habe daheim eine meiner Hausstrecken probegeplant und aus Versehen "Mountainbike" eingeben. Die haben mich auf Feldwege gelotst, die ich vorher nicht kannte!
Für Italien habe ich dann zwei Touren geplant, nämlich die Haupttour Neapel-Florenz und die Anschlusstour Florenz-Bologna. Es hat sehr gut funktioniert. Komoot lotst einen soweit wie möglich über - befahrbare - Nebenwege, die ich auf der Karte gar nicht gefunden hätte. Zwischen Castel Gandolfo und Rom haben die mich sogar über die alte Via Appia direkt ins Zentrum von Rom geführt. 2000 Jahre rollten unter einem dahin, teilweise noch auf original römischem Pflaster und daher etwas holprig.
Wie immer beim Einsatz von Technik wird es etwas aufwändiger. Das Problem ist die Stromversorgung. Der normale Smartphoneakku macht nach ca 2 - 2,5 Stunden schlapp.
Ich habe das Problem so gelöst, dass ich mir einen Reserveakku - neudenglisch "Powerpack" zugelegt habe und in den Pausen nachgeladen habe. Alternativ kann man das Ding natürlich auch gleich anstöpseln, vorausgesetzt, die Fahrradhalterung des Smartphones lässt sich an der passenden Stelle anbohren.

Der gesamte Streckenverlauf  Neapel-Rom-Florenz sowie Florenz-Bologna  und München-Ulm-Göppingen kann durch entsprechendes Anklicken angesehen werden. 

 

1. Tag: Anreise bis Rom   

Mit der Bahn ging es zunächst am späten Nachmittag von Göppingen nach München, da mit IC, dankenswerter Weise ohne das übliche Umsteigen in Ulm. In München hatte ich dann am Abend noch ausreichend Zeit für einen Besuch im nahe gelegenen Augustiner-Keller-Biergarten, kurz nach dem Bayerischen Rundfunk. Anschließend ging´s in aller Ruhe zurück zum HBf. Dort wurde das Fahrrad eingeladen und das Schlafwagenabteil aufgesucht. Das Dreierabteil war nur mit einem weiteren Mitschläfer, netter Weise nicht Mitschnarcher, belegt. Und dann rattert man in die Nacht hinein und morgens gegen 9.00 Uhr gab es vom Schaffner dann noch einen frischen Kaffee und ein Kompakt-frühstück im Freßpaket, also besser als nix.

 

2. Tag: Weitereise nach Neapel und erste Stadtbesichtigung

In Rom war nach dem Ausstieg dann der Kauf der Anschlussfahrkarte nach Neapel angesagt. In Italien wie gesagt nur per Bummelzug, aber im Urlaub ist der Weg das Ziel. Man guckt sich halt die Landschaft an und freut sich aufs Ankommen, was so gegen 15.00 Uhr der Fall war. Das Hotel Real Orto Botanico Napoli im Zentrum Neapels hatte ich vorgebucht. Es war ausgesprochen gut und hat mit - italienischem - Frühstücksbüffet € 55,00 pro Nacht gekostet.

Die Hotels und deren Preise waren generell das reine Lotteriespiel. Ich habe z.B. im Zentrum Roms in einer ordentlichen Albergo ohne Frühstück für € 70,00 pro Nacht übernachtet, mitten in Florenz direkt neben einer Straße mit Edelläden (Tiffany, Gucci usw.) lediglich € 35,00 auch ohne Frühstück, allerdings nur mit Etagendusche und in einem sehr, sehr schlichten Strandhotel bei Terracina an der Küste € 80,00 mit Frühstück bezahlt.
Für diejenigen, die noch nie in Italien waren: Frühstück bedeutet dort Cappucino, Brioche, süßer Kuchen, Trockenkeks und evtl. noch Butter und Marmelade, also generell alles sehr süß. Die Ausnahme war das Hotel in Neapel, das doch tatsächlich auch gekochte Eier und zwei Sorten Wurst im Angebot hatte. Immerhin kann man überall als Fastkaffee deutscher Art auch Cafe Americano bestellen, d.h. Espresso mit heißem Wasser verdünnt in einer etwas größeren Tasse. In den Bars gibt es zum Ausweichen auch Colazione Americano, also Kaffee nach Wunsch, Orangensaft und Toast mit Rühr- oder Spiegelei und Speck.



Am späten Nachmittag war dann eine erste Besichtigung der historischen Altstadt angesagt.
Bedauerlicher Weise ist Neapel mit Ausnahme der Küstenpromendade so, wie man es gehört oder im Fernsehen gesehen hat. Es gibt zwar durchaus schöne Kirchen und einige schöne Plätze. Ansonsten aber vergammelt, bröckelnde Fassaden und völlig vermüllt, auch ohne Müllstreik.
Das geht schon deutlich über das hinaus, was man noch als südlichen Flair interpretieren könnte. Die Menschen dort müssen sich damit wohl oder übel arrangieren, Spaß macht es sicher nicht.

Der abendliche Ausflug mit dem Bike hinunter an die Küstenpromendade war dann erfreulicher. Leider ist dieser Streifen nur ca. 50 m breit bzw. tief. Fahrradfahren in Neapel war ein Erlebnis.
Es geht nach dem Motto "wer bremst hat verloren". Da aber alle so fahren, passiert trotzdem nix. Als Radfahrer wird man in der Regel mit Abstand überholt. Die einzigen wirklichen Verkehrsrowdys sind die Motorradfahrer. Die kennen gar nix, aber auch das wissen ja die anderen Verkehrsteil-nehmer.
In einem der Küstenlokale, sinniger Weise bei "Don Alfredo" oder so ähnlich, habe ich dann zweimal ordentlich zu Abend gegessen. Das Preisniveau in Neapel allgemein ist i.O. und neppfrei.
 

 

                         Dom                                                                                                                                                                                                            Altstadt
                                                                                                          

                          

                        Piazza del Plebiscito                                                               Hafen mit Vesuv                                                                         Castel dell’Ovo

 

 

3. Tag: Pompeji

Am nächsten Tag war dann Pompeji angesagt. Da nur ca. 20 km entfernt, hätte ich das zwar auch mit dem Fahrrad erledigen können. Aber ca. 35 Grad in einer Großstadt
sind nicht vergnügungssteuerpflichtig und die örtliche S-Bahn hält in Pompeji direkt vor dem dortigen Haupteingang.
Natürlich Touristen ohne Ende, aber der Einlass ging trotzdem zügig und die Ruinenstadt ist so groß, dass sich die Touristenströme im Gelände gut verteilen.
Man muss es einfach gesehen haben. Schon beeindruckend, was die Römer städtebaulich und technisch so drauf hatten. Wenn man bedenkt, dass wir in Europa nach dem Ende des Imperium Romanum kulturell und vor allem technisch für ca. 1500 Jahre im Nichts versunken sind, man fasst es nicht!

Fotografiert habe ich, wie im Digitalzeitalter üblich ohne Ende, daher nur eine nichtrepräsentative Auswahl. Die Ascheleichen werden übrigens in einer Art Mausoleums-pyramide im Amphitheater gezeigt. Sehr beeindruckend, wenn auch wie immer in solchen Fällen, etwas makaber.

                              

                                    Forum                                                                                 Ausbruchsopfer                                                                           Straße

Auf dem Gelände sind übrigens zahlreiche Wasserstellen vorhanden, die bei der Hitze auch fleißig genutzt wurden. Am späten Nachmittag war ich dann doch ziemlich geschafft, sodass im Hotel erst mal Duschen und dann ein Päuschen angesagt war. Abends ging´s dann nochmal zu Don Alfredo.

 

4. Tag: Neapel - Minturno 91 km  

Am nächsten Tag wurde es dann ernst, denn die eigentliche Radtour ging los. Komoot lotste mich zuverlässig aus der Stadt raus, rein kommt man nämlich immer, einfach dem Schild "Centro" folgen. Raus habe ich mich bei früheren Gelegenheiten schon zweimal verfahren, nämlich einmal in Trient und einmal in Verona. Über Pozzuoli geht es dann runter zur Küste und auf Nebenstraßen weitmöglich entlang der Küste des Thyrrenischen Meers. Leider verlor ich auf den Holperstrecken Neapels meinen nagelneuen Tacho mit Höhenmeter. Glücklicherweise hatte ich den alten als Reserve dabei, aber eben ohne Höhenmeter.

Bei Pozzuoli fuhr ich noch an einem schönen Kratersee vorbei, bevor es runter an die Küste ging. Unterwegs traf man immer wieder auf Spurend der Römer, wie dieses

                               Aquädukt


Die folgenden 45 km entlang der Küste waren alles andere als bella Italia. Die ehemaligen Badeorte, die ich durchfuhr, waren komplett heruntergekommen und von schwarzafrikanischen Einwanderern bewohnt. Sämtliche ehemaligen Lidos - ich weiß "Lidi" - waren geschlossen und kein einziger Tourist weit und breit. Soweit ich hin und wieder auf der Hauptstraße fuhr, gab es dann als Dreingabe noch die eine oder andere Bordsteinschwalbe, die vermutlich keine allzu großen Umsätze machte. Generell fiel mir auf, dass dort unten die Straßenränder fast sämtlicher Staats- und Provinzstraßen ziemlich vermüllt sind.
Mit dem Auto fällt das bei der entsprechend höheren Geschwindigkeit nicht auf. Ob das daran liegt, dass man in Italien einfach alles aus dem Autofenster wirft oder daran, dass man kein Geld für die Reinigung hat, bleibt offen. Schön ist es jedenfalls nicht. Das Elend hört erst in einem Badeörtchen namens Baja Domizia kurz vor Minturno auf. Dort machte ich dann eine Pause, genehmigte mir ein Eis samt Cappucino und versuchte, in einem der wenigen Hotels ein Zimmer zu finden, allerdings vergeblich. Dies gelang mir dann unmittelbar am Ortseingang von Minturno gegenüber dem dortigen Amphi-theater. Das Albergo Theatro Romano war erstklassig, hatte sogar einen gepflegten Pool und kostete trotzdem inkl. Frühstück nur € 50,00.


 

5. Tag: Minturno - Terracina 63 km

Weiter ging es entlang der Küste über Formia nach Gaeta. Gaeta ist ein hübsches, auf einem Küsten- und Felsvorsprung gelegenes Städtchen und einen Abstecher wert.


Abweichend von der ursprünglichen Planung fuhr ich nicht über Fondi bzw. das Hinterland, sondern weiter die Küste entlang, die dort in eine Steil- und Felsenküste überging und daher landschaftlich recht reizvoll war. Sperlonga durchfahrend erreichte ich am frühen Nachmittag Terracina, ein Touristenörtchen am Strand und versuchte, dort ein Hotel zu finden.
Dies war nicht ganz einfach. Generell fiel mir sowohl in dieser Gegend als auch später an den Vulkanseen nach Rom auf, dass es, im Gegensatz zur Adria und zur oberen Riviera relativ wenige Hotels gibt. Die Touristen scheinen dort überwiegend in Privatunterkünften zu übernachten, die aber nicht groß ausgeschildert sind. Nach einigem Suchen fand ich wenige Meter vom Strand entfernt ein Albergo mittlerer Qualität, das € 70,00 ohne Frühstück haben wollte. Ein Hotel kurz vorher mit besserem Standard und Frühstück wollte € 95,00. Da ich meine Badepause haben wollte, nahm ich das Zimmer trotz einer ziemlich unfreundlichen  Wirtin.

Der Rest des Tages wurde dann in angenehmer Nähe einer Strandbar am Wasser verbracht. Das Abendessen im Restau- rant um die Ecke war sehr gut und preiswert. Die hatten dort übrigens eine russische Speisekarte und auch Gäste aus Russland. Die Krim ist wohl doch keine echte Alternative...

                                  
Gaeta

 

6. Tag: Terracina - Lido di Latina 45 km

Am nächsten Tag ging es nach einem Frühstück in der Strandbar weiter über San Felice Circeo immer an der Küste lang, vorbei an Sabaudia bis zum Lido di Latina.

 

Die Küste wechselt hier erneut Ihren Charakter und geht von einer Felsen-
in eine Dünenlandschaft über. Nach der Umrundung des an einem Berg liegenden San Felice Cicero passierte ich noch einen alten Wachturm, bevor ich mir nach einem Zwischenstop in einer Strandbar und dem Fotografieren der Lieferanten des echten Mozzarella am frühen Nach-
mittag in Lido di Latina ein Hotel suchte.

 

 



                           Torre Paola                                                         
                                                                                                                       Mozzarellalieferanten

Auch hier wieder die Erfahrung, dass die Hotelpreise höher waren als in den Großstädten. Das mittelklassige Strandhotel wollte € 80,00 inkl. Frühstück und teilte mir nach dem Einchecken mit, dass man leider kein Wasser habe, woran angeblich die Gemeinde schuld sei. Nun ja, ich ging ohnehin erstmal zum Strand zum Baden. Abends gab es immer noch kein Wasser. Seltsamer Weise hatten sowohl das Nachbarhotel als auch das Restaurant schräg gegenüber, in dem ich zu Abend aß, Wasser. Am nächsten Morgen gab es dann endlich Wasser. Immerhin entschuldigte man sich beim Auschecken und verlangte nur € 45,00.

 

7. Tag: Lido di Latina - Rom 93 km

Am nächsten Tag ging es zunächst nach Latina (26). Aufgrund des Grundrisses der Stadt auf der Karte hatte ich eine alte, historische Festungsstadt erwartet, was jedoch
nicht - mehr? - der Fall war. Latina ist eine moderne Stadt mittlerer Größe und hat im Zentrum einige interessante Bauten, die zweifellos aus der Mussolinizeit stammen.
 

                              

                                                                                                 Gebäude   an   der   Piazza   del   Popolo   in  Latina

Nun ja, wenn man einen historisch so schwergewichtigen Stadtnamen wie "Latina" hat, musste man in solchen Zeiten wohl dran glauben und sich entsprechend umgestalten lassen.

Noch in der Stadt wurde der Himmel tiefschwarz und dann legte ein schweres Gewitter los, sodass ich froh war, unter den Arkaden Unterschlupf zu finden. Nach dem Ende ging`s weiter Richtung Castel Gandolfo und nach einer knappen halben Stunde war kurz vor Cisterna (77) erneute Flucht, diesmal in ein Buswartehäuschen angesagt.
Das war es dann aber auch mit den Gewittern bzw. dem schlechten Wetter in Italien. Das Gelände stieg nun doch etwas an und über Albano (400) erreichte ich Castel Gandolfo (420) mit der Sommerresidenz des Papstes. Der Pontifex war aber nicht anwesend, sodass ich ihn nicht fragen konnte, ob er mit mir eine Boutique in Wuppertal aufmachen will. (der Gag klappt nur, wenn man Loriot kennt :-) ...).
 


Von nun an ging es bis Rom (23, Tiberufer) Stadtmitte nur noch bergab. Komoot hatte hier erneut Nebenstraßen gefunden bzw. programmiert, die ich auf der Karte nie gefunden hätte. Das tollste aber war die Fahrt über die an vielen Stellen noch im Originalzustand befindliche Via Appia.
So konnte man durch das imposante Porta San Sebastiano in der aurelianischen Stadtmauer vorbei an den Caracallathermen und der Senke des Circus Maximus direkt bis ans Tiberufer im Zentrum radeln.

Es war früher Abend und nach ein, zwei Anläufen hatte ich mitten im Zentrum das kleine aber feines Albergo del Sole al Biscione  mit Tiefgaragenstellplatz für mein Bike für € 70,00 gefunden. Ein nettes Restaurant zum Frühstücken lag gleich um die Ecke.



                         Via Appia                                                                                                                                                                                      Porta San Sebastiano


8.-9. Tag: Rom 20 km


Rom (37) ist einfach nur beeindruckend. Ich habe es bei meinen Fahrradtouren ja sonst nicht so mit den Großstädten. Die Stadt ist erstaunlich sauber, die Häuser sind - mit Ausnahme der römischen Ruinen  -:)  - gut in Schuss. In der Stadt herrscht auch mit den vielen Touristen insbesondere abends auf den Plätzen eine tolle Atmosphäre.
Das Preisniveau ist überraschend zivil, kein Nepp. In den nächsten zwei Tagen wurden die Hauptsehenswürdigkeiten abgeklappert, also Vatikan, Petersdom, Engelsburg, Regierungsviertel, Colosseum, Circus Maximus (da steht aber nix mehr, nur die Talsenke), Palatinhügel, Forum Romanun und die Kaiserforen, die Caracallathermen, ein Teil der Stadtmauer und die Katakomben. Zu den Katakomben konnte man gut mit dem Fahrrad fahren und ansonsten kann man in der Stadt alles sehr gut zu Fuß erreichen.
Mit Kunstmuseen habe ich es nicht so, sodass diese nicht auf meiner Liste standen. Abends ging es dann durch die Altstadt und auf die schönen Plätze, teils zu Fuß, einmal auch mit dem Fahrrad. Insbesondere am Colosseum war nachts eine tolle Stimmung, Straßenmusikanten, fotografierende Japaner. Einfach hinsetzen, gucken und genießen!.

In Rom fiel mir übrigens erneut auf, dass die Italiener ihre öffentlichen Plätze und wichtigen Gebäude mit Carabinieristreifen oder sogar regulären Soldaten sichern.
In den Petersdom oder ins Colosseum kam man nur durch Sicherheitsschleusen, wie an Flughäfen.
Fotografiert habe ich ohne Ende. Die nachfolgenden Bilder sind nur ein nichtrepräsentativer Ausschnitt, zumal man ja eh alles im Netz finden kann.

 

                              

                       Engelsburg                                                                                  kopflose Touristen                                                                      Petersdom
 

                              

                      Forum Romanum                                                                               Colosseum                                                                     Brunnen Piazza Navona

 

Nach zwei Tagen Sightseeing am Stück war ich dann eigentlich nur noch erschlagen und freute mich auf die Fortsetzung der Tour.

 

10. Tag: Rom - Trevignano 50 km

Die Ausfahrt aus der Stadt ging dank Komoot problemlos. In den Vororten gab es sogar mal einen Fahrradweg. Nach soviel Großstadt war landschaftliche Idylle angesagt und so hatte ich mir für die weitere Tour die drei Vulkanseen, den Lago di Bracciano, Lago di Vico und Lago di Bolsena am Rande des Appenin vorgenommen.

Während die bisherige Strecke mit Ausnahme der Fahrt hoch nach Castel Gandolfo doch eher gemütlich war, wurde es nun hügeliger. Kurz vor dem Lago Bracciano geht es bis etwa 200 m nach oben, bevor es dann hinunter zum Lago di Bracciano
bzw. nach Trevignano Romana (176) geht. Der See ist vulkanischen Ursprungs, dessen Wasserstand über eine Ende des 18. Jahrhunderts errichtete Schleuse reguliert wird. Hier wird das Wasser in die Anfang des 17. Jahrhunderts errichtete Aqua Paola eingeleitet, die den römischen Stadtteil Trastevere und den Vatikan mit Wasser versorgt.
Trevignano Romana ist ein kleineres Badeörtchen mit einer schönem Ortskern und einer Burgruine.
Seltsamerweise gab es in dem Ort kaum Hotels oder ich fand jedenfalls kaum welche, insbesondere keine, die noch ein freies Zimmer hatten. Erst nach einigem Suchen fand ich dann im Residence Recostano am Ortsrand eine Bleibe.
Es handelte sich um eine sehr gutes und nicht ganz billiges Appartement für € 95,00. Zum Abendessen habe ich mir im Supermarkt des Ortes leckere italienische Alimentari gekauft und mir zum Frühstück Rühreier mit Speck gebraten.
                


                     Trevignano Romana

Den Nachmittag des Tages verbrachte ich badend und lesend am wirklich schönen Seeufer. Eine nette und nicht ganz unattraktive italienische Mama hat mir dann noch eine Eis spendiert, das Sie in einer Großpackung für die Familie am Strand gekauft hatte und das übrig war. Was will man mehr?

 

11. Tag: Trevignano - Marta 71 km

Am nächsten Morgen ging es an der Burgruine vorbei steil nach oben. Ich wich hier etwas von meiner  von meiner ursprünglich geplanten Route ab und wählte die Diretissima.
Dies hatte zur Folge, dass ich an einigen Stellen trotz "E" absteigen und schieben musste. Dafür wurde man oben (380) mit einem wunderschönen Aus- und Rückblick auf den See belohnt. Anschließend ging es munter bergab bis Sutri und zwar so munter, dass mir aufgrund der schlaglochübersäten Straße einmal das Smartphone aus der Fahrrad-halterung ins Gebüsch flog. Glücklicherweise verhinderte das Halterungsgehäuse Schlimmeres. Das Suchen im Gebüsch am Straßenrand dauerte allerdings etwas....

Sutri (285, Tallage) war wieder mal das Paradebeispiel dafür, dass man mit dem Fahrrad einfach mehr sieht als mit dem Auto.
Kurz vor dem Ort sah ich links in einer Fels- formation seltsame "Löcher" und kurz darauf einen Wegweiser zu einem historischen Rundweg abseits der Straße. Es stellte sich heraus, dass die "Löcher" ehemalige, etruskische Gräber waren und in der Nähe lag dann auch noch ein weitgehend in den Fels gehauenes römisches Amphitheater und eine teilweise durch die etruskischen Höhlengräber durchgeführte römische Wasserzuleitung zu einer ehemaligen Mühle und deren Ruine.

                              

                     Etruskische Höhlengräber                                                         Römischer Mühlkanal                                                                 Amphitheater

 

Hinter Sutri ging es im Wesentlichen stetig bergauf. Über Rociglione (439) ging es weiter (547) zum Lago di Vico (510). Auch dieser See ist vulkanischen Ursprungs.
Während der Lago di Bracciano aber aufgestaut wurde, war beim Lago di Vico das Gegenteil der Fall. Die Etrusker oder erst die Römer haben einen unterirdischer Kanal gebaut, um den Wasserspiegel um ca. 20 m abzusenken. Dadurch wurde die landwirtschaftliche Nutzung der  Ebene rund um den See möglich. Einige Kilometer nach
Punta di Lago
ging die Straße fast auf Seehöhe hinunter. Dort fand sich gegen Mittag ein Campingplatz mit Strandbar, die zu einem Bierchen einlud.


Das tiefblaue Wasser konnte ich einfach nicht ignorieren. Also rein in die Badehose und dann ab ins kühle Nass.
So erfrischt konnte man dann den Anstieg aus dem Seekessel vornehmen. Oben angekommen (739) wollte mich Komoot dann noch ein Stück weiter den Berg hinauf auf einen Schotterweg hochlotsen. Mir kam das etwas spanisch vor. Ich fuhr einfach weiter und nach ca. 100 Metern ging von der regulären Straße nach links die Abzweigung hinunter nach San Martino di Cimino (561), einem idyllischen Bergdorf.
Merke: Auch bei Verwendung von Navis Gehirn eingeschaltet lassen :-) ....
Weiter ging es nach Viterbo (326), einer recht ansehnlichen Stadt mit gewaltiger Stadtmauer, die von 1257 bis 1281 insgesamt acht Päpsten als Papstsitz diente. Da es schon später Nachmitttag war und ich noch den Lago di Bolsena erreichen wollte, verzichtete ich auf eine Stadtbesichtigung. Obwohl ich mich dort auf nur auf einer Provinzstraße bewegte, herrschte abends gegen 18.00 Uhr ein unangenehm hoher Verkehr, sodass ich froh war, endlich in Marta (320) anzu- kommen. Erneut hatte ich dass Problem, dass das nette Örtchen zwar durchaus Touristen, aber kaum Hotels hatte.
Erst nach einigem Suchen fand ich dann eine nette und preisgünstige Pension im Ort in Seenähe für ca. € 40,00
das Bed & Breakfast Al Porto.


                            Lago di Vico
                                                                                                                                                                         Lago di Bolsena, Capodimonte

 

Nach der üblichen, abendlichen Dusche und Restaurierung schlendert ich dann über die Strandpromenade und fand ein schönes Restaurant mit Seeterasse. Dort ließ ich es mir bei einer Grillfischplatte und einem Roten gutgehen und genoss
den Blick auf den See mit Sonnenuntergang inklusive. Auf dem Rückweg ins Albergo amüsierte ich mich noch über eine Freiluftveranstaltung auf der Strandpromenade, die unter dem Motto "Marta sucht den Superstar" ablief und bei der diverse Kids und Frühjugendliche ihr sängerisches Talent oder was sie dafür hielten darboten. Jedenfalls war Stimmung!
Am nächsten Morgen hatte es abgekühlt. Es war wolkig, also kein Badewetter und kein Anlass für einen Badetag am See.
 


 

12. Tag: Marta - San Quirico 84 km

So beschloss ich die nächste Etappe anzugreifen, das Latium zu verlassen und hinüber in die Toskana zu radeln.
Die Strecke führte sehr schön fast um den halben, stürmischen See herum, bevor es über einen Steilanstieg aus dem Seekesel hoch nach San Lorenzo Nuovo (500) ging.
"Nuovo" übrigens deshalb, weil an der Bergstrecke nach oben im Gebüsch das alte San Lorenzo liegt, von dem nur noch einige überwucherten Ruinen existieren. Dort war Mitte des 18. Jahrhunderts eine Malariaepidemie ausgebrochen. Daraufhin beschloss man die Umsiedlung des Dorfes auf einen Hügel, das heutige San Lorenz Nuovo.
Ob die Krankheit durch stickige Luft entstanden war oder wegen der Teiche, in denen Hanf verarbeitet wurde ist nicht mehr zu klären. Auch die Tuffschicht, auf der das alte
San Lorenzo stand, soll aufgrund ihrer Struktur die Gebäude gefährdet haben. Jedenfalls war das wieder mal ein Beispiel dafür, dass man beim Fahrradfahren viel mehr mitbekommt, denn die Hauptstraße führt nicht am alten San Lorenzo mit den Hinweistafeln vorbei.

Nach Acquadepente (420), einem hübschen Örtchen mit Burg und Centro storico ging es dann zunächst bergab ins Chianatal hinunter auf die Via Cassia bzw. SS 2, der ich nun fast durchgehend bis Florenz folgen sollte. Die alte Via Cassia führte von Rom über Veji, Sutri, das Forum Cassii bei Vetralla über Bolsena ins Tal des Clanis bis kurz vor Chiusi in der Toskana. Die heutige SS 2 folgt dem Streckenverlauf nicht 1:1 sondern nur grob. Obwohl auf einer Strada Stadale, also vergleichbar unserer Bundesstraße,
herrschte erstaunlich wenig Verkehr, der sich einige Kilometer nach Ponte di Rigo (290) dank einer Umleitung auf Null reduzierte.
So fuhr ich in aller Seelenruhe durch das Chianatal am Fluss Paglia entlang und erreichte stetig ansteigend den höchsten Punkt, den Tunnel le Chiavi (586), den ich aufgrund des fehlenden Verkehrs in aller Seelenruhe durchfahren konnte.
Auf der anderen Seite eröffnete sich dann die typische, toskanische Hügellandschaft und begrüße mich mit einem kurzen, leichten Regenschauer, der jedoch bald wieder aufhörte. Auf der immer noch leeren Staatsstraße ging es nun mehre Kilometer munter bergab.

Mein Tagesziel, San Quirico d'Orcia (409), entpuppte sich als sehr schönes, historisches und mauerumkränztes Bergstädtchen.
Die Hotelsuche war wieder etwas schwierig. Letztlich fand ich im historischen Ortskern direkt an der Collegiatakirche ein nicht ganz
billiges, im rustikalen Landhausstil eingerichtetes Zimmer für € 80,00.

                  
                     Le-Chiavi-Tunnel




Der Abendbummel durch die Altstadt machte viel Freude. Es gibt dort innerhalb der Mauern auch eine sehenswerte Gartenanlage, die Horti Leoni. Ein gutes Abendessen,
wie immer unter freiem Himmel in einem schönen "Weingarten", (Biergarten würde für Italien nicht so passen) rundete den Tag ab.

                              

                  San Quirico Colegiatakirche                                                      San Quirico Horti Leoni      

 

13. Tag: San Quirico - Siena - Poggibonsi 79 km

Weiter ging es, im wesentlichen auf der SS 2 bzw. Via Cassia über Buonconvento (147) und Monteroni zunächst nach Siena (322). Der Himmel wurde vor mir auf der Stecke  tiefschwarz und es wollte kurz losregnen. Petrus hatte aber dann ein Einsehen und drehte den Wasserhahn gleich wieder zu. Dafür hatte er sich offenbar kurz vor mir gewaltig ausgetobt. In dem genannten Buonconvento, hübsches Städtchen mit Centro storico, lagen noch die Sandsäcke vor den Geschäften und die Feuerwehr war am Pumpen. Rechts und links der Straße waren die Felder völlig verschlammt und durchnässt. Da hatte ich offenbar gewaltig Glück gehabt. 

Komoot lotste mich dann einige Kilometer vor Siena über teils recht steile Nebensträßchen nach Siena. Die Stadt ist in der Tat beeindruckend mit ihrer berühmten Piazza del Campo, dem Dom und weiteren beeindruckenden Bauwerken. Touristen ohne Ende, die sich in der engen Altstadt auch ziemlich drängeln. Siena lag früher im Dauerclinch mit Florenz, was sich sowohl in einer Art Bauwettbewerb aber auch zahlreichen Kriegen äußerte. Man sieht, es hat sich leider nicht viel geändert, nur das es damals noch mehr Auseinandersetzungen auf Ministaatsgebieten gab. (Und das alles wollen die Mitgliedsstaaten der EU mit ihren Egoismen wiederhaben???)
 

                              

                        Siena Stadttor                                                                          Siena Palazzo Publico                                                                  Siena Dom


Nach einer gar nicht mal so üblen Pizza -Touristenströme und vernünftiges Essen müssen kein Gegensatz sein -  mit einem nachgeladenen Akku und nach der Besichtigung der Hauptsehenswürdigkeiten war ich doch froh, den Rummel in der Stadt hinter mir zu lassen und wieder die toskanische Landschaft genießen zu können.


Monteriggioni,
eine gewaltige Stadtfestung mit einer erhaltenen Stadtmauer von etwa 2 Metern Breite und 570 m Länge sowie 14 Türmen, von denen heute noch elf weitgehend unbeschädigt sind passierte ich unterwegs.
Siena hatte diese Bergfestung zwischen 1213 und 1219 zur Abwehr florentinischer Machtansprüche errichten lassen.

Am späten Nachmittag erreichte ich Poggibonsi, ein zwar zwischen zwei Burgen gelegenes, sonst aber eher unscheinbares Städtchen. In der Stadt fand ich dann ein schlichtes, aber preiswertes Zimmer für € 40,00 im Hotel Albergo Italia im Zentrum. Abends hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art. Im ersten Ristorante wurde ich von der Bedienung/Wirtin
derart konsequent ignoriert, daß ich beschloss, dieses gastfreundliche Haus zu verlassen. Der nächste Anlauf im zweiten Ristorante war dann erfreulicher. Dort konnte man den Abend bei einem leckerem toskanischen Essen und einen guten Tafelrotwein mit viel italienischem Ambiente entspannt ausklingen lassen.

 

 

14. Tag:  Poggibonsi - Florenz 48 km

Auf diesem Teilabschnitt meinte es Komoot besonders gut mit mir. In dem Bemühen, mich von Hauptstraßen fernzuhalten, ging es bergauf, bergab durch die herrliche, toska-
nische Hügellandschaft. Wer die Tour ohne "E" fährt, kommt in jedem Fall in´s Schwitzen. Mit "E" geht das auch und der Akku ging schon nach ca. 25 km bedenklich zu Neige.
In San Casciano (310), einem Örtchen mit wieder schönem, historischen Ortskern gönnte ich mir zu Mittag bei dieser Hitze ein Bierchen und ein Schinkenpanino. Dabei machte ich den Fehler, den Herrn hinter dem Thresen erst  n a c h  der Bestellung zu fragen, ob er eine freie Steckdose für meinen Akku hätte. Die Antwort war "No". Über soviel Freundlichkeit war ich richtig baff. So etwas ist mir aber auch nur diese eine Mal passiert. Jedenfalls beschloss ich nach der Pause, hinunter ins Tal zu fahren und die restlichen ca. 15 km bis Florenz vorsichtshalber nicht mehr die Hügellandschaft zu genießen. Am frühen Nachmittag rollte ich dann hinunter zum Arno und kam direkt am
Ponte Vecchio raus.
Ein Albergo im altflorentiner Stil zu € 35,00 (ohne Frühstück, Etagendusche) in der Altstadt in Flußnähe fand sich auch. Den Namen habe ich leider nicht mehr gefunden.
Wie schon in Rom lag die Bar zum Frühstücken um die Ecke und so war Alles bestens. Das Hotel war im 1. OG und das Fahrrad konnte ich ins Zimmer mitnehmen, da es
dem Hotelier nicht erlaubt war, Fahrräder der Gäste unten im Flur stehen zu lassen.
Abends gab es dann einen ersten Bummel zum Ponte Vecchio und in die schöne Altstadt, in der sich wir Touristen drängelten. Das Abendessen gönnte ich mir dann in einem der Restaurants an der Pizza del Repubblicca, wohl wissend, dass es etwas teuer werden würde. Die Essenpreise selbst gingen ja noch. Der Trick liegt bei den Weinpreisen.
Es gibt keinen offenen Tafelwein und das kleinste Fläschchen mit 0,375 l kostet dann € 17,00. Nun ja, man gönnt sich ja sonst nix. Am nächsten Abend bin ich bewusst in eine der Nebenstraßen ausgewichen. Auch dort gab es keinen offenen Wein. Der Preis für das Minifläschchen reduzierte sich auf bemerkenswerte € 15,00.

Generell fand ich, dass Florenz zwar auch beeindruckend war, aber irgendwie protziger als Rom daherkommt und im Gegensatz zu Rom die Touristen neppt. Selbst die Eis-preise waren deutlich höher als in Rom.
 

15. Tag:  Florenz

Auch in Florenz habe ich mir die Standardsehenswürdigkeiten, also u.a. Ponte Vechio, Palazzo Pitti, Palazzo Vechio (Rathaus), Dom, Piazza del Repubblicca usw. angesehen.
Alles sehr prachtvoll. Direkt um die Ecke in der Nähe meines Hotels reihte sich im Erdgeschoss der jeweiligen Palazzi ein Edelshop an den anderen, also Tiffany, Gucci, Prada usw.. Wahrscheinlich ist das mit einer der Gründe, warum - etwa im Gegensatz zu Venendig - die Palazzi alle prima in Schuss sind. Außerdem habe ich mir die Uffizien von innen angesehen. Die Schlange war ellenlang. Es gab aber die Möglichkeit, gegen einen Aufpreis von rund € 10,00 ein Expressticket von einem fliegenden Händler - war offenbar auch vom Museum und nicht von der M... - zu erwerben und die ganze Schlange zu umgehen. Das habe ich dann gemacht. Die ausgestellten Bildhauerwerke und Gemälde sind ja auch wirklich beeindruckend. Das kann man sich schon mal ansehen. Ich habe bei dieser Gelegenheit aber auch wieder festgestellt, dass ich eher der Typ "Deutsches Museum" als "Alte Pinakothek" bin.

Die nachfolgenden Bilder sind wie schon bei Rom ein nichtrepräsentativer Ausschnitt der zahllosen Fotos.

       

                     Florenz Ponte Vecchio                                      Florenz Palazzo Vecchio                              Florenz Dom                                          ein "Baby-Medici"


Abends habe ich mir dann im Hauptbahnhof in Florenz noch die Fahrkarte für die Rückfahr Bologna-München gekauft. Eine Gute Idee, wie sich herausstellte.
Der City-Night-Liner fährt zwar täglich, ist aber erstaunlich gut ausgebucht

 

16. Tag:  Florenz - Badi 67 km

Ich hatte ja schon bei der Planung der Tour "befürchtet", dass ich mal wieder zu schnell am Ziel bin, obwohl ich diesmal im Gegensatz zu den Vorjahren auch kurze Tagestouren mit (Bade-)Pausen hatte.
Deswegen hatte ich daheim vorsorglich noch eine Ergänzungstour bis Bologna geplant. Dadurch kam ich noch in den Genuss einer Querung des Appenin. Theoretisch hätte ich auch von Bologna über Verona bis Insbruck oder nach Hause fahren können. Die Poebene schien mir aber nicht so reizvoll und die Strecke Verona - Brenner kannte ich schon von einer früheren Tour
Brixen-Verona-Bernina-Augsburg im Sommer 2010. Teilstücke davon bin ich sogar mehrfach gefahren und ich fahre ungern zweimal die gleiche Strecke.

Komoot lotste mich prima auf Nebensträßchen aus der Stadt raus. Die Strecke zog sich und weit und breit kein Anstieg in die Berge. Bis Prato (65) ging es von Florenz (49) kaum aufwärts und die Berge kamen immer näher. In Monatele hatte ich gerade mal 81 Höhenmeter geschafft und die Berge waren nun schon bedrohlich nahe. Na prima dachte ich, dass kann ja heiter werden.... wurde es auch!
Von nun an ging es bergauf und zwar kräftig bis hinauf auf 984 m und das auf einer Distanz von rund 12 km.
Um den Akku zu schonen und eine Notreserve zu behalten, schob ich die steilsten Stücke. Wie immer wenn man arbeiten muss, ist dafür das Triumphgefühl, wenn man oben ist, um so schöner. Da es sich um eine einsame Nebenstraße handelte, der Pass also keinen Namen hatte,  konnte ich es nicht so ganz glauben, als ich endlich oben war, war es dann aber tat-sächlich.
Von nun an ging´s bergab bis Badi (600), einem oberhalb des Stausees Lago di Suviana gelegenen, kleinen Bergdorf.
Die dortigen Häuser wurden offenbar in den letzten Jahren liebevoll restauriert und in einem dieser Häuser war dann meine Unterkunft, das Bed & Breakfast Borgo Massovrana, in dem ich für € 45,00 ein hervorragendes Zimmer mit ausgezeich- netem Frühstück auf der Terrasse des Hauses mit Seeblick bekam. Die freundliche Wirtin hätte mir sogar extra ein Abend- essen zubereitet, da es in dem Örtchen nur eine Bar, aber kein Ristorante gab. Stattdessen wanderte ich Abends etwa einen Kilometer zum Ristorante am Campingplatz am See hinunter (und später mit Rotwein intus etwas mühsam wieder rauf!).
 

             
            
von hier an ging`s bergab....

Dort gab es dann sehr preisgünstige Pizzen und endlich wieder, ebenfalls günstigen Vino di Tavolo. Es waren auch viele Einheimische dort, was ja nie ein schlechtes Zeichen ist.

 

17. Tag:  Badi - Bologna 74 km


Am nächsten Morgen ging es dann runter zum See, dort einige Kilometer am Seeufer lang und dann weiter talabwärts bis in die Nähe von Riola (263 m) im Tal des Renoflusses, dem ich bis Bologna mehr oder weniger folgen sollte. Kurz zuvor passierte ich noch Rocchetta Mattei, ein von dem  italienischen Wunderheiler Cesare Mattei (1809–1896) im 19. Jahrhundert errichtetes burgartiges Schloss, quasi die italienische Variante Neuschwansteins.
Bei Riola lotste mich Kommot dann unter der SS 64 durch auf eine parallel verlaufende Nebenstraße. Das ging dann aber nach etwa 200 m komplett schief. Erst kam das bekannte Schild "roter Kreis mit weißem Inhalt", danach hatte der Asphalt Lücken und dann brach die Straße ab und fehlte komplett.
                       
 

                        Lago di Suivana                                                                                                                                                                                   Rocchette Mattei

 


Also half alles nix. Runter mit dem Gepäck und das Fahrrad zurück auf den noch existierenden Teil der Straße zurückge-tragen. Anschließend fuhr ich einige Kilometer auf der SS 64, deren Verkehr sich in Grenzen hielt. In Vergato besorgte ich mir im dortigen Supermarkt mein Mittagsessen, welches ich einige Kilometer später in einem idyllischem Bergdörfchen, etwas weiter oben gelegen, verspeiste. Nach Sasso Marconi und kurz vor Bologna waren auf der Landkarte einige Seen eingezeichnet.
Prima dachte ich, das gibt noch eine schöne Badepause.... War aber nix. Es waren nämlich Anglerweiher, bei denen Baden verboten war. So etwas muss man sich in der Sahara fühlen, wenn vor einem in einer Fata Morgana eine Oase auftaucht!
Am Ortsrand Bolognas (54) fand sich dann ein kleiner Stadtpark, den ich für ein verspätetes Mittagsschläfchen nutzte. 

Gegen 16.00 Uhr erreichte ich dann den Hauptbahnof Bolognas und hatte nun viel Zeit, da mein Zug nach München erst um 23:30 Uhr fuhr. Gepäckschließfächer gibt es am Bahnhof nicht mehr, vermutlich eine Folge des Attentats von 1980, bei dem eine rechtsterroristrische Gruppierung, ganz wurde das nie aufgeklärt, den Wartesaal in die Luft gesprengt hatte.



                                                                                                                                                                                                                                      ... rien ne va plus

Es gab über 200 Verletzte und 85 Tote. Im Wartesaal hat man ein Loch in der Mauer gelassen und  verglast. Daneben hängt die Gedenktafel mit den Namen der 85 Toten.
Heute muss man sein Gepäck an einen Schalter abgeben. Dort wird dann sofort der Pass eingescannt und an die Polizei geschickt. Ein Gepäckstück kostete mich € 6,00.
Der Schalterbeamte berechnete mir drei Stücke, da ich meine eine Satteltasche zum Demontieren zunächst in drei Teile zerlegen muss. Diskutieren hätte nicht allzu viel gebracht. Außerdem musste ich die Sachen spätestens um 20:45 Uhr wieder abholen, da die Aufbewahrung um 21:00 Uhr schloss. Ich gab also mein  Gepäck ab, zog mich in einer Ecke um und radelte ins Zentrum zu meiner letzten Stadtbesichtigung in Italien. Auch Bologna ist recht beeindruckend, vielleicht nicht so toll wie Rom oder Florenz, aber auch sehenswert.
Auch hier wieder einige Bilder:

                                                               

                     Bologna Stadttor                                                           Bologna Geschlechtertürme                                                   Bologna Wartesaal Bahnhof


Nach einen letzten, italienischem Abendessen in der Altstadt hieß es dann Abschied nehmen, zurück zum Hauptbahnhof und Gepäck auslösen. Anschließend suchte ich mir in dem halbvollen Wartesaal eine ruhige Ecke, stellte mein Fahrrad neben mir ab und versuchte etwas zu dösen. Das ging nicht lange gut. Ein Aufsichtsbeamter forderte mich auf, das Fahrrad aus dem Saal rauszufahren. Ich stand zunächst auf und rollte Richtung Tür, dachte mir dann aber, der hat sie doch nicht alle und setzte mich samt Fahrrad wieder hin. Kurz darauf kreuzte er wieder auf. Ich sagte ihm, dass ich kein E-Bike für 2.000,00 Euro auf den nächtlichen Bahnsteig stelle. Er fing an sich aufzuregen und wechselte ins Englische. Einige seiner Landsleute begannen schon, mit dem Kopf zu schütteln. Ich sagte ihm, dass ich ihn nicht verstünde -:) .. Nach einer Weile gab er dann endlich auf. Dabei hatte ich mir im Kopf schon die italienische Übersetzung für "DDR-Grenzer" zurechtgelegt! Gegen 23.15 traf dann tatsächlich der Schlafwagen aus Rom ein und kurz darauf rollte ich einschlafend in die Nacht hinaus.

 

18. Tag:  München - Augsburg 84 km

Am morgen kam ich pünktlich um 6:30 Uhr im Münchener HBF an. Ich hatte beschlossen, nach Hause zu radeln. Da ich keine Fahrradkarten Süddeutschlands dabei hatte, behalf ich mir mit meiner Radwege-App für Bayern, zu finden im Appstore. Die Bayern haben in dieser kostenlosen App sämtliche Bayerischen Radwege sowie ein Fahrrad-navisystem für Bayern integriert, das ebenfalls ausgezeichnet funktioniert.

München an einem Sonntagmorgen hat was. Völlig ruhig, beinahe schon idyllisch. Nur einige Hundebesitzer führen ihr Zamperl aus und das war´s schon mit dem Verkehr.
Die App lotste mich sehr schön über einige Parks und Schloß Blutenburg aus München Richtung Fürstenfeldbruck aus der Stadt. In Fürstenfeldbruck wollte ich mir nach zweieinhalb Wochen Pizza & Pasta ein schönes Weißwurstfrühstück mit einem Weizen gönnen. War aber nix!

In FFB hatten gegen 10:00 Uhr nur zwei Italiener (!!) und ein Türke geöffnet und im Parkcafe, das mit einem Straß
enschild für sein Frühstück warb, gab es nur Schicki-Micki-Breakfast, u. a. "Frühstück Toskana"! Ja wirklich!
Es war zum Verzweifeln! Erst etwa vier bis fünf Dörfer weiter, in Hattenhofen im dortigen  Landhotel mit Metzgerei Eberl bekam ich dann mein heißersehntes Weißwurstfrühstück! Tja, Bayern ist auch nicht mehr das, was es mal war.

Via Merching näherte ich mich bei Königsbrunn dem Lech. Den Lech Richtung Augsburg entlang radelnd kam ich am frühen Nachmittag am Kuhsee an, legte eine ausgiebige Badepause ein und gab mich meinen nostalgischen Gefühlen hin. Ich habe in grauer Vorzeit in Augsburg studiert.
Abends ging es dann ins Stadtzentrum. Ich hatte keine Lust mehr, lange nach einer günstigen Bleibe zu suchen und landete so für € 95,00 im allerdings auch ausgezeichneten Hotel Augsburger Hof. Zum Abendessen ging es dann in den Biergarten des Zeughauses, ebenfalls in Memoriam an selige Studentenzeiten.

 


             Augsburg Rathaus und Perlach

 

19. Tag:  Augsburg - Günzburg 60 km

Über Neusäß verließ ich die Stadt und fuhr eine Weile auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke bis Horgau und weiter über Zusmarshausen, dort die Autobahn überquerend bis Burgau. Der Wetterbericht hatte für diesen Tag einen Wettersturz angekündigt, aber ich hatte Glück. Es blieb weiter warm und trocken, sodass ich im "Jungbrunnenbad" in Burgau, also genau das Richtige für ältere Semester wie mich, nochmal eine ausgiebige Badepause einlegte. Beim Verlassen des Bads war es zwar nix mit der Verjüngung, aber erfrischt hatte es. Am frühen Abend kam ich in Günzburg an und fand am Marktplatz eine preisgünstige Bleibe für € 40,00 oder 45,00 und zwar das Hotel Goldene Traube. Es war offenbar mit viel Eigeninitiative frisch renoviert worden, was man an der einen oder anderen Stelle auch sah, aber was soll´s. Weniger schön war, dass wie heute üblich mit WLAN geworben wurde, das WLAN aber nicht funktionierte und das den Betreibern auch bekannt war. Kein Beinbruch, aber es stört einen dann halt doch. Dafür war der Zwiebelrostbraten in einem benachbarten Gasthof auf dem Marktplatz vom Feinsten!

 

20. Tag:   Günzburg - Ulm 47 km

Der Wetterbericht verhieß auch für diesen Tag nichts Gutes. Unverdrossen machte ich mich dennoch ins nahe Legoland auf. Ich kenne die Urversion in Billund in Dänemark, die ich damals mit der Familie und zweien meiner Kinder (Nummer drei kam erst danach) besucht hatte. Das Kind im Mann hatte viel Spaß. Für € 42,00 kann man sich den ganzen Park anschauen und wenn man nur ca. 6 der Attraktionen, sprich Achterbahnen, 3 D-Kino usw. mitmacht, hat sich das Ganze amortisiert. Kern des Legolands sind die Miniaturstädte und Bauwerke aus Lego, die schon wirklich toll gemacht sind. So kann man zum Beispiel Berlin oder Hamburg en minature anschauen. Da es ein Werktag war, hielten sich auch die Schlangen vor den Achterbahnen usw. in Grenzen. Am meisten Spaß machte das Piratenland. Dort fährt man mit 6 Leuten auf kleinen Piratenschiffen über einen Teich. Jeder hat eine (Wassser-)Kanone vor sich, die durch kräftiges Kurbeln bedient wird. Der Gag besteht darin, dass man einmal durch eine "Landenge" fährt und die am Land auch an Kanonen stehen! Außerdem ist das ganze so konstruiert, dass die Schiffe sich auf dem Teich zweimal sehr nahe begegnen. Am Beginn des Piratenland steht auch ein Schild: "Achtung hier werden Sie nass". Eine Mordsgaudi bei schönem Wetter. T-Shirt am Besten vorher ausziehen! Die Hose trocknet dann schon irgendwie.

                              

                     Brandenburger Tor                                                                 Hamburg Landungsbrücken                                                               Piratenland


Am frühen Nachmittag wurde der Himmel bedenklich dunkel, sodass ich beschloss, meinen Besuch im Park zu beenden und über Leipheim nach Ulm weiterzuradeln.
Der lange angekündigte Wettersturz setzte kurz vor Leipheim ein. Es begann kräftig zu winden. Vor Neu-Ulm begann es zu nieseln und ab Ulm regnete es schlicht und einfach.
Nur die Tatsache, dass wenige Kilometer weiter, in einen Ulmer Vorort mein dortiger Freund samt Bleibe und warmer Dusche auf mich wartete, hielt mich bei Laune. So wurde ich an diesem Tag zweimal nass, einmal freiwillig und einmal unfreiwillig. Abends waren wir bei einen neu eröffneten Chinesen in Ulm. All you can eat und alles vom Feinsten. Wir haben dann so ca. 3 Stunden vor uns hingeschlemmert und ausgiebig geratscht.
 

21. Tag:   Ulm-Göppingen 84 km

Der nächste Tag war dann wieder trocken, allerdings hatte es abgekühlt, sodass ich doch tatsächlich meine langen Radlerhosen ausgegraben habe. Über das sogenannte Hochsträß ging es hinunter ins Blautal nach Herrlingen und dann über das wunderschöne Kleine Lautertal mit dem Quelltopf der Kleinen Lauter hinauf auf die Alb. Dort dann weiter über diverse Albdörfer nach Laichingen, wo ich bei einem Griechen meine Mittagspause einlegte. Weiter ging´s über Westerheim rasant hinunter nach Wiesensteig und von dort über Bad Boll nach Göppingen.

Tja und das war dann mein Bericht meiner großen Tour 2015, die mir viel Freude gemacht hat.


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Weitere Radtourenberichte auf: Meine Radtouren

 

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